von A.V.

Coaching ist heutzutage in aller Munde und es existiert ein vielfältiges Angebot. Man kann in nahezu jedem Bereich gecoacht werden: persönliche Weiterentwicklung, Beziehungen, Business, Karriere, … Dabei haben viele Coachings gemeinsam, dass es um eine Veränderung, Verbesserung und Weiterentwicklung der bisherigen Strukturen geht. Allerdings ist der Begriff „Coach“ nicht geschützt und es gibt keine Standards für die Ausbildung. Aus diesem Grund existieren große Qualitätsunterschiede innerhalb der Coachingszene. In vielen Fällen sind Coach:innen wohlwollend gegenüber ihren Klient:innen eingestellt und können diesen mit ihrer Expertise weiterhelfen. In manchen Fällen gibt es jedoch auch unseriöse Anbieter:innen, die vor allem auf eigenen Profit aus sind und ihr Angebot nicht transparent darlegen. In diesen Fällen sollte besondere Vorsicht geboten sein, da besonders vulnerable Personen schnell in eine Abhängigkeit rutschen können, die sowohl psychische als auch monetäre Folgen haben kann. Nicht selten werden riesige Geldsummen an die coachende Person überwiesen und gleichzeitig wird eine eventuell ausstehende Psychotherapie verhindert. Um unseriöse Anbieter:innen zu erkennen, listen wir hier Gefahren und Risiken:

Ein Warnsignal ist es, wenn der Coach oder die Coachin alleine darüber entscheidet, wie viele Sitzungen notwendig sind, da diese:r am besten um die ratsuchende Person und deren Bedürfnisse Bescheid wisse. Dies kann eine Asymmetrie in der Beziehung auslösen, die auch zu einer starken Abhängigkeit der Klient:innen führen kann. Oftmals werden auch keine konkreten Ziele vereinbart, bei dessen Erreichung das Coaching beendet sein wird. Besonders im Bereich der Selbstoptimierung ist es jedoch schwierig, einen Schlusspunkt zu setzen und es könnten unbegrenzt weitere Angebote gebucht werden. Dazu können Selbstüberschätzungen und Überhöhungstendenzen der Coach:innen kommen. Diese zeigen sich dadurch, dass die Coach:innen suggerieren, dass sie die Einzigen seien, die dem Klienten oder der Klientin helfen können. Gerne wird hier auch mal scharf gegen die Psychotherapie oder andere Therapieverfahren geschossen und die eigene Methode als die einzig wirksame dargestellt, mit der so gut wie alle Probleme gelöst werden können.

Auch wenn Risiken und Nebenwirkungen nicht erwähnt oder sogar negiert werden und über die Wirkweise der Methode nicht genügend aufgeklärt wird, sollte Vorsicht geboten sein. Problematisch ist ebenso, wenn nicht nur auf den Klienten oder die Klientin Einfluss genommen wird, sondern sich das Coaching auch spaltend auf das Umfeld auswirkt. So wird manchmal behauptet, dass die Familie, der Partner/die Partnerin oder Freund:innen nicht gut für die Person seien und den Entwicklungsprozess stören. Dies führt schnell zu einer Isolierung vom sozialen Umfeld, die weitreichende Folgen haben kann und die Abhängigkeit zum Coachenden verstärkt. Manchmal werden die Klient:innen auch dazu angehalten, niemandem von den Geschehnissen während des Coachings zu erzählen, was die Isolierung nochmals verschärft.

Ein weiteres unseriöses Mittel, um Klient:innen am Ball zu halten, ist, Ängste zu schüren. Die Coach:innen diagnostizieren zum Beispiel eine hohe dämonische/karmische/energetische Belastung und machen eine Fortführung des Coachings aus diesem Grund unumgänglich. Teilweise wird hier auch mit dem Unbewussten argumentiert, um zu erklären, warum die Klient:innen vorher gar nicht gemerkt haben, dass etwas nicht stimmt. Dabei wird eine Verbesserung des Zustandes vor allem auf das Coaching zurückgeführt und eine Verschlechterung oder ein gleichbleibender Zustand wird auf die fehlende Partizipation der Klient:innen bezogen. Solche Argumentationsstrukturen machen den Coach immun gegen Kritik und nehmen dem Klienten das Gefühl von Selbstwirksamkeit.

Bisweilen wird neben psychischem Druck auch zeitlicher Druck aufgebaut. So werden überteuerte Preise oder hohe Zahlungen im Voraus gefordert, ohne dass genügend Zeit für eine Entscheidung und Abwägung von Alternativen bleibt. Der Coachende behauptet von sich selbst „der Beste auf dem Gebiet zu sein“ zu sein und rechtfertigt damit die überzogenen Preise.

Seien Sie auch vorsichtig, wenn Scheinzertifikate an der Wand hängen, eine starke Fokussierung auf eine einzige Methode zur Lösung aller Probleme besteht und der Coach sich als Universalgenie darstellt.

Auf unserer Internetseite finden Sie eine Checkliste, in der die genannten Punkte nochmals aufgelistet sind und mit beispielhaften Äußerungen veranschaulicht werden. Diese können Sie für sich nutzen, um unseriöse Angebote zu erkennen und einen kompetenten und gut qualifizierten Coach auszuwählen. Wichtig ist es auch sich selbst ein paar Fragen zu beantworten und sich der eigenen Motivationslage für ein Coaching bewusst zu sein. Weshalb beispielsweise glauben Sie einen Coach zu benötigen? Geht es um die Aufarbeitung von Kindheit, Depressionen oder andere psychische Belastungen empfiehlt sich ehr der Gang zum Psychologen.

Unsere Checkliste stellt nur eine erste Orientierungshilfe dar. Wichtig ist es auch, auf die individuelle Passung zu achten. Stimmt die Chemie? Fühlen Sie sich gesehen und gewertschätzt? Ratsuchende Personen sollten darauf achten, ein für sich stimmiges Angebot auszuwählen und sich im besten Fall verschiedene Anbieter:innen anschauen, bevor sie sich festlegen. Das ZEBRA-Team steht auch gerne bei Fragen zu einem bestimmten Angebot zur Verfügung.